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Würmtal-Gastro steht vor Problemen, da einige Geschäfte ihre Öffnungszeiten kürzen oder schließen müssen


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Hans Schumacher hinter der Theke des „Gräfelfingers“

Die Bar wird schon ausgeräumt: Hans Schumacher hinter der Theke des „Gräfelfingers“, das er Ende Oktober schließen wird.  © Romy Ebert-Adeikis

Gastro in Schwierigkeiten? Im Würmtal kürzen mehrere Lokale die Öffnungszeiten. Das „Gräfelginger“, das „Victor‘s“ und die Pizzeria „Al Castagno“ schließen ganz.

Würmtal ‒ Es wird uns fehlen, es war etwas Besonderes“, sagt Bianca Otto, die stehengeblieben ist für einen Ratsch mit Hans Schumacher. Der 66-Jährige sitzt auf einer Bank in der Sonne ‒ vor seinem Lokal mit Kleinkunstbühne, dem „Gräfelfinger“, das er 2020 eröffnet hat und nun wieder schließt.

„Es ist der Punkt gekommen, an dem es keinen Sinn mehr hat“ ‒ „Gräfelfinger“ schließt Ende Oktober

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„Es ist der Punkt gekommen, an dem es keinen Sinn mehr hat“, sagt der Lochhamer. „Ansonsten wäre das Ende schleichend gekommen.“ Stattdessen kommt es jetzt schnell, mit einer letzten Party am Dienstag, 31. Oktober.

200.000 Euro hat Schumacher in das frühere Konditorei-Café am Gräfelfinger Bürgerhaus investiert. „Gelohnt hat sich‘s nie.“ Das sei zwar auch nicht die Intention gewesen, sagt der Chef einer Elektrofirma in Pasing. „Aber die Höhe der Verluste ist das Problem.“

Allerdings nicht das einzige: Seit das Gräfelfinger Bürgerhaus kernsaniert wird, ist es laut und ungemütlich ‒ mindestens noch zwei Jahre. Auch Personal zu finden und zu halten, sei schwierig gewesen. Also hat Schumacher aus einer Sommerpause, in der ihn die Gemeinde sogar finanziell unterstützt hat, ein endgültiges Aus gemacht.

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Er ist nicht der einzige Gastwirt im Würmtal, dem es zuletzt zu viel geworden ist. Anfang Oktober hat in Gauting das „Victor‘s“ zugemacht ‒ laut Betreiber Andreas Tolle wegen steigender Kosten und Personalmangel. Die Pizzeria „Al Castagno“ in Stockdorf hat schon im Frühjahr nach 35 Jahren aufgegeben und wird verkauft. Das Café Richter in der Planegger Bahnhofstraße will nur noch seine Konditorei betreiben und den Sitzbereich verpachten, weswegen dieser seit Mai umgebaut wird.

Das „Victor‘s“ in Gauting

 Das „Victor‘s“ in Gauting ist seit Kurzem wegen Personalmangel zu. © Romy Ebert-Adeikis

Und das „Mi Casa Su Casa“ in Planegg öffnet ab sofort außer sonntags nur noch abends. „Für den Mittagstisch brauche ich acht bis elf Leute. Dafür kommt zu wenig Umsatz rein, zumal ich nicht alle gestiegenen Kosten auf die Preise umlegen kann“, sagt Inhaber Karl Rieder. Dazu kommt: „Ich finde keine Wohnungen für meine Mitarbeiter im Würmtal.“ Darum öffnet Rieder nun erst um 17 Uhr – vorerst nur über den Winter.

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„Es ist allgemein für die Gastronomie gerade schwierig“, glaubt Gautings Wirtschaftsförderer Fabian Kühnel-Widmann. Manche Corona-Auswirkung mache sich nun zeitversetzt bemerkbar. Preise und Nebenkosten steigen. Dass die Mehrwertsteuer für Speisen ab 2024 wieder auf 19 Prozent angehoben werden soll, macht es nicht besser. „Dennoch gibt es in Gauting genug Interessenten, die ein Lokal aufmachen wollen ‒ italienische, asiatische aber auch deutsche Küche“, betont Kühnel-Widmann.

Auch dort, wo zuletzt das „Victor‘s“ war, will Mitte November ein neuer Betreiber eröffnen, verrät der Wirtschaftsförderer. Für das „Al Castagno“ mit seinem Biergarten gebe es ebenfalls Angebote für eine neue Gastronomie. „Das würden sich die Stockdorfer auch sehr wünschen.“ Am Endes entscheide aber der Eigentümer des Hauses.

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Wie beim „Gräfelfinger“. „Ich befürchte, dass dort nichts Vergleichbares mehr entsteht“, sagt Gräfelfings Wirtschaftsförderin Sabine Strack. Wegen der Baustelle nebenan ist das Gebäude für ein Café vorerst nicht so attraktiv, auch mit den Anwohnern sei es immer etwas schwierig gewesen. Das bestätigt Eigentümer Krishna Shah gegenüber Hallo. Zwar sei noch nichts entschieden, eine Gastronomie könne er sich aber nur noch vorstellen, wenn die Gemeinde mit im Boot ist. „Ansonsten ist eine Eisproduktion im Gespräch“, sagt er.

Immerhin: Für Vereine und Kulturschaffende will Hans Schumacher eine Alternative zu seinem Café schaffen. Im neuen Vereinsheim des TSV Gräfelfing, dessen Umbau er leitet, soll eine neue Bühne für Konzerte und Veranstaltungen entstehen. „Und vielleicht wird dort auch das ein oder andere Möbelstück aus dem ‚Gräfelfinger‘ wieder auftauchen.“

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Auch für Kunstschaffende ist das „Gräfelfinger“ interessant ‒ vor allem seit die Kunstbaracke an der Steinkirchner Straße nicht mehr genutzt werden darf. Ende September hatte die Gemeinde bei einer Infoveranstaltung mit den Betroffenen ausgelotet, wo im Ort neue Ateliers entstehen könnten. Ein Vorschlag: das „Gräfelfinger“. „Ich könnte mir das gut vorstellen, auch wenn es maximal Platz für zwei Künstler böte“, sagt Christine Seidel-Müller.

Die Bildhauerin ist eine der acht Betroffenen, die aus der Baracke ausziehen mussten. Seitdem hat sie schon eine leerstehende Bankfiliale, eine Scheune und andere Objekte besucht. „Es gibt wenig Angebote und die sind überteuert.“ Auf Hallo-Anfrage erklärt „Gräfelfinger“-Eigentümer Krishna Shah, dass er sich generell ein Atelier vorstellen könnte – solange die Gemeinde mitzieht. „Als Vermieter wünscht man sich natürlich einen solventen Mieter.“ Die Gemeinde will die Atelier-Vorschläge aus der Veranstaltung auf jeden Fall diskutieren.

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Author: Perry Fitzgerald

Last Updated: 1702007162

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